
80 Jahre Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki
14. Internationales Uranium Film Festival von Rio de Janeiro gibt die Preisträger bekannt
Regisseur aus München gewinnt in Rio
Rio de Janeiro - Der deutsche Filmemacher Patrik Thomas, der aus München zum Festival nach Rio reiste, gewann den Preis für den besten Kurzfilm für „Taiwaste (Taiwans Atommüll)“ / Foto: Norbert Suchanek.
"Ein brillanter Film, der das Publikum auf humorvolle Weise mit der noch immer ungelösten globalen Frage konfrontiert: Wohin mit dem Atommüll oder wie wird man ihn los?", so die Festivaldirektorin Márcia Gomes de Oliveira.
„Ich bin zutiefst dankbar für die Auszeichnung meines Films TAIWASTE als bester Kurzfilm beim Internationalen Uranium Film Festival“, sagte Patrik Thomas im Beisein stellvertretenden Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Rio de Janeiro, Joachim Schemel, der ihm die Festivaltrophäe überreichte.
Patrik Thomas: „Atommüll ist eine der drängendsten und zugleich am wenigsten sichtbaren Herausforderungen unserer Zeit – ein Thema, das nationale Grenzen, Generationen und politische Zyklen überschreitet. Mit TAIWASTE wollte ich dazu beitragen, diesen globalen blinden Fleck ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Die Entscheidung für ein hybrides Format, das Fiktion und Dokumentation verbindet, sowie die fiktive Idee einer dezentralen Atommülllagerstätte waren bewusst provokativ – nicht als Lösung, sondern als Einladung, sich mit der Absurdität und moralischen Schwere von Atommüll in einer Welt auseinanderzusetzen, die nach nachhaltigen Antworten sucht.“
„Die persönliche Übergabe des Preises durch den stellvertretenden Generalkonsul Joachim Schemel war ein besonderer Moment, der die internationale Bedeutung des Festivals unterstrich. Mein besonderer Dank gilt dem Uranium Film Festival und seinen Leitern Márcia Gomes de Oliveira und Norbert G. Suchanek für ihre langjährige unermüdliche Arbeit an dieser wichtigen Plattform. Ich möchte auch dem Künstler Getúlio Damado danken, dessen aus recycelten Materialien gefertigte Trophäe uns eindringlich daran erinnert, dass uns nicht mehr viel Zeit bleibt. Die Teilnahme am Festival in Rio de Janeiro war nicht nur eine künstlerische Ehre, sondern auch ein kreativer Impuls: Sie hat mich dazu inspiriert, meine Recherchen zum Thema Atomkraft in Brasilien und Deutschland weiter zu vertiefen. Die Perspektiven beider Länder zu diesem Thema könnten unterschiedlicher kaum sein – und genau darin liegt ein spannender und notwendiger Dialog.“
Der Filmemacher und Buchauthor Greg Mitchell aus New York City gewann den Uranium Film Festival Feature Dokumentarfilmpreis für „The Atomic Bowl: Football at Ground Zero – and Nuclear Peril Today“, eine Offenbarung von Nagasakis Platz in der Geschichte. Die US-Regisseure Judy Irving und Christopher Beaver erhielten für „Nagasaki Journey (Digitally Restored Version)“ den Memory Award des Festivals für die Restaurierung eines historischen Dokumentarfilms, der die heutige junge Generation mit dem Leid der jugendlichen Atombombenopfer von Nagasaki verbindet. Die Vorführung der digital restaurierten Fassung von Nagasaki Journey und The Atomic Bowl in Rio de Janeiro waren eine Weltpremiere.
„Beide Filme helfen uns und zukünftigen Generationen, die Bedeutung des Atombombenabwurfs auf Nagasaki nie zu vergessen“, ergänzte Festivaldirektorin Márcia Gomes de Oliveira.
„Ich bin begeistert und stolz, dass mein neuer Film heute Abend hier in Rio Premiere feierte, denn ich glaube, dass das Internationale Uranium Film Festival eines der besten und wichtigsten Festivals der Welt ist“, sagte Filmemacher Greg Mitchell aus New York in seiner Dankesrede. Meine Reise, diese Filme zu drehen und Bücher zu schreiben, begann vor über vierzig Jahren, als ich einen Monat in Hiroshima und Nagasaki verbrachte. Ich interviewte Dutzende Überlebende der Atombombenabwürfe – und sie sind es, die meine Arbeit seitdem inspirieren – zusammen mit der leider zunehmenden Bedrohung des Einsatzes von atomaren Waffen. Vielen Dank noch einmal, dass Sie das atomare Thema ins Rampenlicht gerückt haben – und die Notwendigkeit, heute Maßnahmen zur Eindämmung der nuklearen Gefahren zu ergreifen.“
Judy Irving und Christopher Beaver sagten: „Wir nehmen den Memory Award mit Dankbarkeit im Namen der Menschen entgegen, die in unserem Film auftreten: Sumiteru Taniguchi, Victor Tolley und Itsuko Okubo, deren Stimmen und Zeugnisse auch nach ihrem Tod noch gehört werden und nachhallen. Wir sind dem Uranium Film Festival dankbar, dass es ihre Stimmen für diese und kommende Generationen präsent und lebendig hält. Die Frage, die unser Film immer wieder aufwirft, ist, ob Nagasaki als zweite Stadt in Erinnerung bleiben wird, die durch eine Atomwaffe zerstört wurde, oder ob es die letzte sein wird.“
Der italienische Filmemacher Camillo Sancisi erhielt für „In Our Hands“ den Preis für den besten Animationsfilm. „Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung. Ich hoffe, mein Kurzfilm kann dazu beitragen, das Uranium Film Festival dabei zu unterstützen, das Bewusstsein für die Gefahren und die anhaltende Bedeutung von Atomwaffen zu schärfen, insbesondere in Zeiten zunehmender Spannungen zwischen Atommächten und einer zunehmend fragilen Führung in der westlichen Welt“, sagte Camillo Sancisi.
Sein Landsmann Daniele Grosso gewann für „The View from the Plane“ den Preis für den besten künstlerischen Animationsfilm. Er sagte: „Ich wusste, dass das Thema meines Films gut zu diesem besonderen Festival passen würde, aber ich bin überrascht und dankbar für den Filmpreis. Ich hoffe, er bietet die Gelegenheit, die kraftvollen Worte des Philosophen Günther Anders gegen Atomwaffen wiederzuentdecken.“
„In Our Hands“ wurde bei der Eröffnung des Festivals am 17. Mai in Anwesenheit des italienischen Generalkonsuls Massimiliano Iacchini gezeigt.
Der Preis für den besten investigativen Dokumentarfilm geht an den französischen Journalisten und Filmemacher Cédric Picaud für seinen Film „Le Polygone, un secret d’État“ von Cédric Picaud. „Das sind großartige Neuigkeiten! Ich fühle mich geehrt und berührt. Schon die Festivalnominierung war ein Erfolg für den Film. Aber die Auszeichnung bedeutet mir noch viel mehr. Ich freue mich, dass die Geschichte dieses kleinen Dorfes Menschen auf der anderen Seite des Ozeans erreichen kann. Es fühlt sich wie Magie an“, sagte der französische Filmemacher Cédric Picaud.
Der in Tokio lebende britische Filmemacher Arif Khan erhielt den Preis für den besten immersiven VR-Dokumentarfilm für „Address Unknown: Fukushima Now“. Arif Khan: „Das sind so wunderbare Neuigkeiten, und ich könnte nicht glücklicher sein. Es ist eine wahre Ehre und ein Privileg, den Preis für den besten immersiven VR-Dokumentarfilm vom Uranium Film Festival zu erhalten. Dieses Projekt war für alle Beteiligten eine Herzensangelegenheit, und diese Anerkennung bedeutet uns unendlich viel. Wir alle möchten dem Uranium Film Festival unseren Dank dafür aussprechen, dass es uns die Plattform bietet, dieses Projekt bei einem so wichtigen Event zu präsentieren, das sich mit der Kernenergie und ihren Auswirkungen auf Geschichte und Gegenwart beschäftigt. Und natürlich gilt unser aufrichtiger Dank den Menschen von Fukushima, die ihre Herzen und Häuser geöffnet haben, um diese Geschichte zum Leben zu erwecken.“
Tanzperformance zum Gedenken an die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki
Neben den Filmvorführungen erinnerte auch eine für das Uranium Film Festival choreografierte Tanzperformance an die Atombombenabwürfe. Vor über 200 Zuschauern präsentierten 26 Studierende des Kurses für Technischen Tanz der Staatlichen Technischen Schule Adolpho Bloch Faetec im Museum für Moderne Kunst (MAM Rio) eine Tanzperformance zum Gedenken an den 80. Jahrestag der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki und in Solidarität mit den Überlebenden der Atombombenabwürfe (Hibakusha).
Unter der Leitung von Regisseurin Luciana Carnout stellte die Performance eine einfühlsame und zugleich kraftvolle Verbindung zwischen dem 80. Jahrestag der Bombenabwürfe und den alltäglichen Kriegen in den Favelas von Rio de Janeiro her. Obwohl zeitlich, kulturell und geografisch getrennt, haben diese Kriege Gemeinsamkeiten: Zerstörung, Gewalt, menschliches Leid, aber auch – und das ist am wichtigsten – Widerstand und Hoffnung.
„Wir wollen, dass unsere Stimme Grenzen überschreitet und Solidarität, Respekt und Hoffnung vermittelt“, sagten die Studierenden. „Die Erinnerung an Hiroshima und Nagasaki lebt weiter – nicht nur als Mahnung an eine tragische Vergangenheit, sondern auch als Aufruf, eine Zukunft zu gestalten, in der Frieden Realität ist.“
Das 14. Internationale Uranfilmfestival (IUFF) von Rio de Janeiro fand vom 17. bis 31. Mai 2025 in der Kinemathek des Museums für Moderne Kunst (MAM Rio) statt.
2024 wurde das weltweit einzigartige Filmfestival zum Thema Atomkraft und Radioaktivität vom MoviemakerMagazine als eines der 25 Coolsten Filmfestivals der Welt ausgezeichnet. Anfang des Jahres nahmen die Festivalgründer Márcia Gomes de Oliveira und Norbert Suchanek in New York City den Nuclear-Free Future Award 2025 entgegen. Im Oktober dieses Jahres reist das Festival mit einer Auswahl der besten Filme zunächst nach Berlin und dann im November nach Window Rock in Arizona und Las Vegas in Nevada.
Global denken, lokal handeln. Vielen Dank an Armazém de São Thiago, Bar do Mineiro e Cachaça Magnífica für die kostenlose Bereitstellung leckerer lokaler Speisen und Getränke für Filmemacher, Publikum und das Festivalteam.
ALLE PREISTRÄGER
HONORABLE MENTIONS
Anna Rondon
Navajo Nation
Project Director of the New Mexico Social Justice & Equity Institute (NMSJEI)
Coordinator Uranium Film Festival Window Rock
Arizona, USA
Principal Man Ian Zabarte
Western Bands of the Shoshone Nation
Coordinator Uranium Film Festival Las Vegas
Nevada, USA
Jutta Wunderlich
Coordinator Uranium Film Festival Berlin
Germany

_____________________________________________________________________________________________________________
Festival Partners in Rio de Janeiro
Local Festival Supporters