Grußworte zum Internationalen Uranium Film Festival in Berlin
Vom 6. bis 13. Oktober 2022.
Claus Biegert
Franziska Becker MdA
Sehr geehrte Damen und Herren,
es gibt Ereignisse, die sich ein Leben lang tief ins Gedächtnis einbrennen. Dazu gehören positive Ereignisse wie der Mauerfall 1989 und negative, wie der Terroranschlag vom 11. September 2001. Ihnen ist gemeinsam, dass sie unseren Alltag von einem auf den anderen Moment global verändert haben. In Bezug auf Atomkraft gab es diese einschneidenden Ereignisse ebenfalls. Die Nuklearkatastrophen von Tschernobyl 1986 und 25 Jahre später in Fukushima haben die Gefahren von Atomkraft offen gelegt und schlussendlich dazu geführt, dass in Deutschland der Atomausstieg zu Ende 2022 beschlossen wurde. Leider ist dieses Datum durch die aktuelle Debatte um „Energiearmut“ und Inflation ins Wanken geraten. In meinen Augen ist das der falsche Weg!
In diesem Zusammenhang steht der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und einer neuen Diskussion über zivile und militärische nukleare Nutzung. Die Gefahr eines atomaren Krieges ist so real wie zu Zeiten des Kalten Kriegs. Die Angst vor einer weiteren atomaren Katastrophe ist groß, etwa durch den Beschuss auf das Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine.
Leider werden auch in Deutschland Stimmen laut, die einen "Ausstieg vom Ausstieg" aus der Atomkraft fordern. Dabei werden umwelttechnische Probleme wie die aufwändige Kühlung der Kraftwerke mit Wasser, die sich bei der aktuellen Dürre als zunehmend schwierig darstellt, aber auch die Lagerung des Atommülls und die Sicherheit der Reaktoren scheinbar nicht betrachtet oder unzulässig relativiert.
Das Thema könnte kaum aktueller sein. Es ist wichtig, dass das IUFF dieses Jahr wieder in Berlin stattfindet. Ich bin sicher, dass es die Diskussionen anregen wird. Die Gefahren atomarer Nutzung sind allgegenwärtig. Eine breite Aufklärung ist der beste Weg, um das Ziel einer atomfreien Welt nicht aus den Augen zu verlieren.
Ich wünsche Ihnen und uns ein unterhaltsames Filmfestival mit anregenden Diskussionen und hoher öffentlicher Aufmerksamkeit.
Herzlich,
Franziska Becker MdA
Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin
Prof. Manfred Mohr
Die ist gerade in einer Zeit wichtig, die von Unsicherheit, Existenz- und Zukunftsangst geprägt ist.
Und es ist von besonderer Relevanz, wenn es um die Grundfragen von Atom und Uran geht, die den Gegenstand des Festivals bilden.
Der brutale Aggressionskrieg Russlands gegen die Ukraine offenbart ein weiteres Kriegsopfer – die Umwelt. Ihre Betroffenheit wird durch den Einsatz besonders zerstörerischer Waffen wie der Uranmunition noch gesteigert. Existenzbedrohend für die Menschheit wäre der Einsatz von Atomwaffen, womit die russische Seite unverhohlen gedroht hat. Eine solche Drohung stellt eine klare, schwerwiegende Verletzung des Völkerrechts dar, wie es im Atomwaffenverbotsvertrag bekräftigt wurde.
Das erste Vertragsstaatentreffen in Wien hat die Bedeutung von Opferschutz und Umweltsanierung hervorgehoben – Themenbereiche, bei denen sich auch die Bundesregierung einbringen will. Hier zeigt und entwickelt sich eine Dynamik, die auch Nichtvertragsstaaten erfasst. Der sich vor unseren Augen abspielende, durch nichts zu rechtfertigende oder zu „relativierende“ Krieg in der Ukraine unterstreicht die Rolle von Recht und Moral; sie wird gestärkt und nicht geschwächt, etwa wenn es zur Verfolgung von Kriegsverbrechen kommt. Dieses Gerüst oder diese Ordnung bildet auch den Rahmen für das Uraniumfilmfestival. Ermöglicht durch hohes zivilgesellschaftliches und persönliches Engagements der Beteiligten, bringt es die Bereiche der Kunst, des Fachwissens und der breiteren Öffentlichkeit zusammen. Es befördert Austausch und wechselseitige Verstärkung in unruhigen Zeiten."
Klaus Mindrup
Timo Jacobs
Das Uranium Film Festival ist existenziell, weil es eine Plattform bietet, um den Menschen klarzumachen,
was für ein Gefahrenpotential die Atomkraft sowie die gesamte Brennstoffkette mitbringen.
Es verschafft Eindrücke von möglichen Konsequenzen und hilft uns an die vielen
Katastrophen mit atomarem Zusammenhang zu erinnern.
Timo Jacobs ist Schauspieler, Regisseur und Produzent in Berlin
Es gibt diverse Gründe warum ich das Festival unterstütze:
der gravierendste ist meine Geburtsstadt Lingen an der Ems, wo 1968 eines der ersten AKWs in Betrieb genommen und bis 1977 betrieben wurde. Ich bin also sehr früh mit der Atomkraft konfrontiert worden.
Für die Stadt gab es 'Geld' mit angeblich 'sauberer' Energiegewinnung, für einige meiner Freunde Leukämie und Unfruchtbarkeit...
1988 wurde das nächste AKW in Betrieb genommen, welches am 31.12.2022 abgeschaltet werden sollte und nun? Man kann sich vorstellen, wie froh ich war, als das 'AUS' für AKWs kam und jetzt? Jetzt reden 'viele' von Laufzeitverlängerung und Wiederinbetriebnahme. Damit nicht genug, in Lingen produziert die Firma Advanced Nuclear Fuels GmbH (ANF), eine Tochter von Framatome weiterhin Brennstäbe für deutsche und ausländische AKWs.
Auch Kohle oder Braunkohle sind schädlich und belasten die Umwelt stark, aber Atomkraft tut es um eine vielfach längere Zeit und ist zudem in jeder Hinsicht gefährlicher. Wir sind auf einem guten Weg durch erneuerbare Energien (Solar, Windkraft), lasst uns dafür weiter aufklären und kämpfen, es lohnt sich für unsere Zukunft und die Erhaltung unserer so wertvollen Welt."
Jörg Sommer
Die gesellschaftliche Gier nach Energie und die Investorengier nach Traumrenditen lässt uns handeln wie Junkies: Wir kennen die Risiken, aber der Stoff ist uns wichtiger als die Zukunft.
Deshalb ignorieren wir alle Warnzeichen: Noch immer ist nirgendwo auf der Welt ein sicheres Endlager für den hochradioaktiven und länger als eine Million Jahre strahlenden Atommüll in Betrieb. In Ländern wie Frankreich fährt aufgrund klimawandelbedingter Trockenheit ein Atomkraftwerk nach dem anderen seine Leistung herunter. In Japan sollen bei Fukushima über eine Million Tonnen radioaktives Wasser ins Meer gepumpt werden. In der Ukraine führen kriegerische Handlungen auf AKW Gelände immer wieder zu brandgefährlichen Situationen.
Und in Deutschland rasten Politiker aus, wenn junge Menschen in Zukunftsangst für ein paar Stunden eine Straße blockieren.
Da ist es gut, dass es das Uranium Film Festival gibt. Es legt den Finger in die Wunde, nähert sich den geradezu unfassbaren Perversionen des Atomzeitalters auf vielfältige Weise und bietet Raum für kritische Debatten.
Manche der gezeigten Filme machen Angst. Viele machen nachdenklich. Das Festival aber macht Mut. Mut zum Handeln für eine wirklich nachhaltige Zukunft. Und das ist eine Zukunft, in der wir den Irrweg der fossil-nuklearen Energieverschwendung endgültig hinter uns gelassen haben.
Vorstandsvorsitzender
Deutsche Umweltstiftung