Uranium Film Festival in Berlin 2018 Gewinner

Tony West in Berlin

Das 7. Internationale Film Festival in Berlin endete Sonntag, den 14. Oktober 2018 im Zeiss-Großplanetarium mit Filmemachern und Gästen aus Schottland, England, Japan, Portugal und den Marshall-Inseln. Das in der Welt einzigartig Filmfest zum Thema Atomkraft vergab hier in diesem Jahr sechs Filmpreise, einen Ehrenpreis und fünf besondere Erwähnungen.  

Die Berliner Ausgabe des Internationalen Film Festivals zeigte in diesem Jahr vom 9. bis 14. Oktober im Zeiss-Großplanetarium sowie im Kino in der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg insgesamt 22 Filme aus zehn Ländern rund um das brisante Thema Kernkraft von der Atombombe bis zum atomaren Müll. Acht Filmemacher kamen aus Japan, den USA und Großbritannien zum Festival nach Berlin.  Aus Portugal reiste der Ehrengast Antonio Minhoto an. Er ist ehemaliger Bergarbeiter in einer der ältesten Uranminen der Welt, Urgeiriça, in Nordportugal. Seit mehr als 30 Jahren setzt er sich für eine gerechte Entschädigung der Opfer des Uranbergbaus ein.

Die Preisträger 

Der „Gelbe Einstein“, die Trophäe des Uranium Film Festivals, ging in der Kategorie Kurzfilm in diesem Jahr an Anointed von Dan Lin mit Kathy Jetnil-Kijiner von den Marshall-Inseln.  „Der Fotograf und Filmemacher Dan Lin und die Poetin Kathy Jetnil-Kijiner verstehen es meisterhaft, Natur, Poesie und atomare Versuche zu vereinen. In ihrem ergreifenden Gedicht klagt  Kathy Jetnil-Kijiner die Kernwaffentests der USA in den 1940er und 1950er Jahren und ihre katastrophalen Folgen für das Bikini-Atoll an.  So wortgewaltig wie das Gedicht, so ergreifend sind die filmischen Aufnahmen, die Dan Lin von Bikini gemacht hat“,  begründet Thomas Zandegiacomo Del Bel, Filmkurator und Medienwissenschaftler für das Uranium Film Festival. In Vertretung von Kathy Jetnil-Kijiner nahm die 16jährige Berlin Philippo von den Marshall-Inseln die Trophäe entgegen.  

Mikel Iriarte und Laura Johnson aus England wiederum bekamen den Gelben Einstein für ihren Muppet-Animationsfilm FREDDY AND FUZMO FIX THE WORLD (FREDDY UND FUZMO REPARIEREN DIE WELT). „Freddy und Fuzmo Fix the World ist schlicht eine gut gemachte, die Lachmuskeln stimulierende Muppet-Show zum Thema Atomkrieg und atomare Gefahren. Dokumentarfilme über die  Folgen von Uranbergbau und Atomindustrie sind nicht selten eher deprimierend. Sie brauchen deshalb ein Gegengewicht zum schmunzeln und herzhaft lachen. Und das haben Mikel Iriarte und Laura Johnson und ihr Filmteam meisterhaft verstanden und umgesetzt“, so  Festivaldirektor Norbert G. Suchanek.

Der schottische Filmemacher Ramsay Cameron bekam die Festivaltrophäe für seinen Feature-Dokumentarfilm ONE HUNDRED YEARS OF URGEIRIÇA (Einhundert Jahre URGEIRIÇA). Gekonnt kombiniert Ramsay Cameron einzigartiges Archivmaterial und Augenzeugenberichte und bringt uns eine kuriose wie dramatische Geschichte aus dem äußersten Westen Europas näher, die bis heute nur den wenigsten bekannt war. Die Geschichte der portugiesischen Uranmine Urgeiriça, die nicht nur eine der ältesten Uranminen der Welt ist, sondern auch Uran für die Atombombenprogramme der USA und Großbritanniens lieferte. Es waren portugiesische Arbeiter, die radioaktives Erz für die ersten Atombomben sprichwörtlich mit Schaufel und Spaten und ohne jeglichen Strahlenschutz aus dem Boden gruben. Filmemacher Ramsay Cameron selbst ist in Urgeiriça geboren, denn sein Vater arbeitete in der Mine als Geologe. "Meisterlich verwendet Ramsay Cameron einzigartiges Archivmaterial und Augenzeugeninterviews, um die Geschichte eine der ältesten Uranminen der Welt und ihre geheim gehaltene Beteiligung an den Atombomben-Programmen der USA, Manhattan-Programm, und Großbritanniens aufzuzeigen“, so Márcia Gomes de Oliveira, Mitbegründerin und Direktorin des Uranium Film Festivals.

Einen Gelben Einstein in der Kategorie Kunst-Dokumentarfilm gab es für Dignity at a Monumental Scale von Kelly Whalen. Die junge Filmemacherin aus den USA dokumentiert das photographische Werk des Arztes & Street-Art-Künstlers Chip Thomas, der Jahrelang als Arzt bei den Navajo lebte und die an den Folgen des Uranbergbaus erkrankten Navajo behandelte. "Ich verstehe diesen Film als Liebeserklärung an das Navajo-Volk. Der Film ist aber auch ein Aufruf gegen das Vergessen und gibt Hoffnung für eine gerechtere Zukunft", begründet Schauspieler, Regisseur und Produzent Timo Jacobs für das Uranium Film Festival.  

Den Nachwuchsfilmpreis des Internationalen Uranium Festivals 2018 gab es  für den Dokumentarfilm URANIUM DERBY von Brittany Prater aus den USA. Brittany Praters Recherchen über die lange Zeit geheim gehaltene Beteiligung ihrer Heimatstadt am Manhattan-Projekt löst eine Kettenreaktion von Begegnungen aus, durch die deutlich wird, dass das Thema Atommüll erfolgreicher begraben ist als der Abfall selbst. Uranium Derby ist das Erstlingswerk von Brittany Prater. „Ein gut recherchierter Dokumentarfilm, der das Publikum mit bisher nicht bekannten Informationen überrascht und überzeugt.“

Den Berliner Publikumspreis für den besten Feature Dokumentarfilm 2018 erhielt Atomic Homefront von Regisseurin Rebecca Cammisa aus den USA. Auch Atomic Homefront deckt eine lange Zeit geheim gehaltene Seite des Manhattan-Programms auf, unsachgemäß „entsorgter“ radioaktiver Müll, der bis heute eine Gefahr für die Bevölkerung in St. Louis darstellt. "Das Berliner Publikum, darunter Filmemacher, Nuklearexperten und Ärzte waren von Atomic Homefront und den mutigen Müttern aus Saint Louis, die Just Moms STL gegründet haben, überwältigt.“  Der Gelbe Einstein wird an Kelly Whalen, Brittany Prater und Rebecca Cammisa beim Internationalen Uranium Film Festival in Window Rock, 29. November bis 1. December 2018 überreicht.

Neben den Trophäen vergab das Uranium Film Festival in diesem Jahr noch fünf besondere Erwähnungen.   

So gab es eine Besondere Erwähnung für den aus Japan angereisten Nachwurchs-filmemacher Takuya Moriyama. Sein erfrischender Dokumentarfilm UNSILENCED: Anti-Nuclear Movement in Turkey zeigt eine bislang unbekannte, überraschende Seite der Türkei: Eine türkische Anti-Atomkraftbewegung ohne Schleier, und die kein Blatt vor den Mund nimmt. 

Weitere Besondere Erwähnungen gingen an: Too Precious to Mine von Justin Clifton, USA, The Safe Side of the Fence von Tony West, USA, KUANNERSUIT / KVANEFJELD von Lise Autogena und Joshua Portway, Dänemark/Großbritannien und an Uranium 238 - My Story von Miodrag Miljkovic aus Serbien. 

Einen Ehrenpreis und Gelben Einstein gab es für António Minhoto aus Portugal (FOTO). Er war Arbeiter in den Uran-Minen von Urgeiriça und setzt sich seit rund 30 Jahren für eine gerechte Entschädigung für die durch Uranbergbau erkrankten und verstorben Minenarbeiter und ihre Familien ein.  Außerdem mahnt er seit Jahren die ökologische Sanierung und Sicherung der aufgegebenen Uranminen und radioaktiven Abraumhalden in der Bergbauregion an. Minhoto gründete auch die Umweltorganisation AZU und die Vereinigung ehemaliger Bergarbeiter von Urgeiriça (ATMU).  Minhoto: „Bereits 170 Arbeiter aus Urgeiriça sind in Folge des Uranbergbaus gestorben und viele leiden unter Krebserkrankungen.“ 

Der Gelbe Einstein 

Die Festivaltrophäe, der Gelbe Einstein“ ist eine Kreation des brasilianischen Abfallverwertungskünstlers Getúlio Damado, der im berühmten Künstlerviertel Santa Teresa in Rio de Janeiro lebt und arbeitet. Getúlio verwendet Abfälle, die er in den Straßen von Santa Teresa findet, sowie kaputte Uhren, um an die atomare Zerstörung von Hiroshima zu erinnern. Als die Atombombe über Hiroshima am 6. August 1945 explodierte, blieben die Uhren in Hiroshima exakt um 8:15 Uhr morgens stehen.

Über das Uranium Film Festival

Das ursprünglich 2010 in Rio de Janeiro gegründete Internationale Uranium Film Festival (IUFF) ist das weltweit bekannteste Filmfest, das sich der gesamten atomaren Kette vom Uranbergbau bis zum nuklearen Abfall gewidmet hat. Das Uranium Film Festival dankt insbesondere seinen Schirmherren in Berlin: MdB Klaus Mindrup, Jörg Sommer, Vorsitzender der Deutschen Umweltstiftung und Castingdirektor Uwe Bünker.

FESTIVALUNTERSTÜTZER

Das Uranium Film Festival dankt natürlich auch seinen Unterstützern, insbesondere dem Umwelt-bundesamt, dem Stiftungsfonds Samenkorn Gerechtigkeit der GLS Gemeinschaftsbank, den Elektrizitätswerken Schönau (EWS) und Naturstrom. Nur dank ihrer Hilfe und privaten Spenden ist das Uranium Film Festival in Berlin möglich. 

Atomkraft geht alle an! Jede Spende hilft, das Festival in Berlin, Rio oder in anderen Städten und Ländern zu ermöglichen - damit atomare Risiken nicht in Vergessenheit geraten. Jede Spende ist willkommen! 

Kontakt und weitere Informationen

International Uranium Film Festival
info@uraniumfilmfestival.org